Die Vorträge der Starnberger See Gespräche 2024
Die Vorträge der Starnberger See Gespräche 2024
Ralf Kleber, Ehem. Amazon Deutschlandchef 99-22
„23 Jahre Amazon – Do’s & Dont’s und wie man eine globale Handelsmarke in Deutschland zum Erfolg führt?“
SABS: Herr Kleber, Sie haben in Ihrem Vortrag die Philosophie „Think Big“ betont, die Sie bei Amazon geprägt hat. Was genau bedeutet „Think Big“ für Sie und wie hat dieses Prinzip Ihren Ansatz bei Amazon beeinflusst?
Ralf Kleber: „Think Big“ bedeutet für mich, groß zu denken und sich nicht durch kurzfristige Herausforderungen oder vermeintliche Grenzen einschränken zu lassen. Es geht darum, mutige Ziele zu setzen, die andere vielleicht für unmöglich halten. Als ich 1998 zu Amazon kam, war es noch ein kleiner Online-Buchladen. Doch Jeff Bezos hatte die Vision, einen Marktplatz zu schaffen, auf dem jeder Kunde alles kaufen kann, was er möchte. Das war ein gigantisches Ziel, und wir wussten damals noch nicht genau, wie wir das erreichen sollten. Aber der Gedanke, dass Veränderung die einzige Konstante ist und wir uns immer weiterentwickeln müssen, hat uns angetrieben.
SABS: Ein interessanter Punkt in Ihrem Vortrag war der Fokus auf den Kunden. Warum hat Amazon den Kunden so stark in den Mittelpunkt gestellt, und wie haben Sie das in der Praxis umgesetzt?
Ralf Kleber: Bei Amazon war der Kunde immer der wichtigste Faktor. Wir haben uns immer gefragt: Ist das, was wir tun, im besten Interesse des Kunden? Der Kunde ist der „günstigste Unternehmensberater“, weil er uns direktes Feedback gibt – sei es positiv oder negativ. Dieses Feedback haben wir genutzt, um unsere Prozesse zu verbessern. Wir haben uns nie auf den Wettbewerb oder andere externe Faktoren konzentriert, sondern nur darauf, wie wir das Einkaufserlebnis für den Kunden optimieren können. Bei mir persönlich war es wichtig, diese Philosophie auch im Alltag zu leben, sei es durch das Beantworten von Kundenanfragen oder durch regelmäßige Besuche in unseren Lagerhäusern.
SABS: Sie haben auch über die Bedeutung einer Fehlerkultur gesprochen. Wie haben Sie bei Amazon eine solche Kultur etabliert und warum ist sie so wichtig?
Ralf Kleber: Fehler sind unvermeidlich, besonders wenn man innovativ arbeitet und ständig neue Dinge ausprobiert. Bei Amazon haben wir bewusst eine Fehlerkultur geschaffen, die es uns ermöglicht, aus Fehlern zu lernen, anstatt sie zu bestrafen. Das Trennen von Person und Fehler war dabei entscheidend. Es ging nie darum, jemanden für einen Fehler verantwortlich zu machen, sondern den Fehler als Chance zur Verbesserung zu nutzen. Wir haben dafür bei uns ein Dokumentationssystem eingeführt, in dem jeder Fehler genau analysiert und mögliche Lösungen entwickelt wurden. So konnten wir sicherstellen, dass wir als Team aus den Fehlern lernen und uns kontinuierlich verbessern.
SABS: Ein weiteres Thema, das Sie angesprochen haben, war die Bereitschaft, missverstanden zu werden. Wie sind Sie persönlich mit dem Druck umgegangen, wenn neue Ideen nicht sofort verstanden wurden?
Ralf Kleber: Als Innovator muss man bereit sein, missverstanden zu werden. Ich erinnere mich gut an die Einführung des Kindle. Viele Tech-Journalisten haben es kritisiert, weil es „nur ein Buch“ war – ohne Internet, ohne Musik oder Filme. Aber wir wussten, dass es etwas Besonderes war, weil unsere Kunden es liebten. Diese Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen und nicht sofort Anerkennung zu bekommen, gehört zum Innovator-Dasein. Am Ende zählt, dass man an seine Vision glaubt und bereit ist, dafür Risiken einzugehen.
SABS: Abschließend: Was würden Sie Managern heute raten, die ihre Teams zu mehr Innovation und Kundenfokus anleiten möchten?
Ralf Kleber: Mein wichtigster Rat ist, immer den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen und gleichzeitig den Mut zu haben, groß zu denken. Man muss bereit sein, Dinge auszuprobieren, auch wenn sie nicht sofort perfekt funktionieren. Und vor allem: Geben Sie Ihrem Team den Raum, Fehler zu machen, und schaffen Sie eine Kultur, in der jeder offen über Herausforderungen sprechen kann. Innovation erfordert ein Umfeld, in dem Ideen gedeihen können – und das funktioniert nur, wenn die Menschen keine Angst haben, Fehler zu machen oder missverstanden zu werden.
„Der Kunde ist der günstigste Unternehmensberater.“
„Think Big bedeutet, sich nicht durch Grenzen einschränken zu lassen, sondern mutige Ziele zu setzen.“
„Fehler sind Chancen zur Verbesserung, keine Gründe für Schuldzuweisungen.“
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