/// “ ERFOLGE IM VERTRIEB SIND SPITZENSPORT!“

In den vergangenen Monaten durfte ich zwei Tech-Start-ups von der Entwicklungsphase zur Markteinführung begleiten. Beide waren kurz vor der Go-to-Market-Phase, Ihr Produkt war bereits fertig entwickelt, Pilottests hatten erfolgreich stattgefunden und potenzielle Kunden zeigten reges Interesse. Darüber hinaus führte ich einige Gespräche mit Start-up Gründern, die ihre Produkte und Dienstleistungen bereits auf den unterschiedlichsten Märkten anbieten, über ihre Herausforderungen, ihre Finanzausstattung und ihre konjunkturellen Einschätzungen für das Jahr 2024.

Aus der Praxis, für die Praxis
Michael Kieppe, Dozent für Key Account Management an der Steinbeis Augsburg Business School

Wir sind Dienstleister

Insbesondere im B2B-Geschäft sind Vertriebsmitarbeiter oder Key Account Manager Dienstleister ihrer Kunden, da der persönliche Kontakt naturgemäß ausgeprägter ist als im B2C-Segment. Sicherlich gibt es unterschiedliche und zuweilen verrückte Kundenwünsche, trotz allem dienen wir unseren Kunden. Dies schließt eine Dienstleistungsmentalität und Servicebereitschaft ein, die final dazu führen soll, dass die Kundenzufriedenheit steigt oder konstant auf einem hohen Niveau bleibt.
Hierbei ist allerdings die gesamte Organisation gefordert. Dies gilt für die operativen Einheiten, den Vertriebsinnendienst, den Customer Service und die Rechnungsstellung genauso wie für den Außendienst. Das prozessuale Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Bereiche führt nach meiner Erfahrung allerdings regelmäßig zu Problemen in der Kundenbeziehung, denn Auskünfte wieder-sprechen sich, Termine und Deadlines werden nicht eingehalten und fehlerhafte Rechnungen werden nicht oder zu spät korrigiert. Das bei dieser Vorgehensweise kein NPS-Score (Net-Promoter-Score, einschlägiges Maß für Kundenzufriedenheit) steigt, ist keine Überraschung. Ein führendes IT-System (ERP und/oder CRM), auf den alle kundeninvolvierten Bereiche zugreifen können, um die gleichen Status-Informationen des Kundenanliegens einzusehen, wäre vorteilhaft.
Bleiben wir beim Vertrieb. Was kann der einzelne Vertriebskollege dazu beitragen? Er braucht das Vertrauen seiner Kunden. Dieses Vertrauen erhält er durch seine Glaubwürdigkeit, denn die ist ein hohes Gut in der Kundenbeziehung, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden darf. Daher sollten Versprechungen gegenüber Kunden stets eingehalten werden. Wenn dem Kunden mitgeteilt wird, dass er sein Angebot bis morgen Abend erhält, bekommt er es auch morgen Abend und nicht übermorgen. Jeder hat beim Kunden ein individuelles Glaubwürdigkeitskonto. Wenn dieses Kunden-Konto nicht ausgeglichen ist, ist die nächste Verhandlung über den neuen Rahmenvertrag gefährdet.

„Diejenigen, die brennen, die unbedingt Erfolg haben wollen,
die immer wieder aufstehen, sind diejenigen, die ich mir aussuche,
weil nur mit diesen Typen kannst du gnadenlos angreifen!“
Dietrich Mateschitz, Gründer und Eigentümer Red Bull Inc., Fuschl am See, 2011

Komfortzone verlassen

Ich habe in meinem Berufsleben viele Vertriebskollegen angetroffen, die es sich in ihrer Rolle ziemlich bequem gemacht haben. Diese Kollegen waren immer sensationell darin, zu erklären, warum etwas nicht geklappt hat oder warum sie bestimmte Aktionen nicht durchführen konnten. Sehr oft lag es am Preis, warum der Kunde letztlich absagte, denn der Wettbewerb hat günstiger angeboten, so ihre Begründung. Zugegeben, dies kann passieren, sollte nur nicht in 10 von 10 Fällen vorkommen. Diese Vertriebsmitarbeiter waren mir stets suspekt, denn wie kann ich mit mir zufrieden sein, wenn ich eine Akquisitionsquote von null Prozent aufweise, ganz egal durch welche Gründe. Kenne ich die Preismodelle der Konkurrenz, weiß ich, wohin ich mit meinem Preis und Service muss, weil ich Hinweise erfragt habe. Weiß ich, was der Kunde wirklich will, weil ich eine tiefe und ausführliche Bedarfsanalyse durchgeführt habe, habe ich eine Site-Visit vor Ort absolviert, kann ich USP`s anbieten, kenne ich meine Wettbewerber, kenne ich ihre Argumente, habe ich auf nützliche Referenzen zurückgegriffen? In vielen Fällen wurde dies unterlassen, denn dafür war keine Zeit, so die Begründung der Vertriebsmitarbeiter. In diesem Fall ist allerdings die Frage zu stellen, wofür ist der Vertriebskollege eigentlich da? Wurde er eingestellt, um Pitches zu verlieren und keine Neukunden zu akquirieren?
Ein Standard-Verhalten und eine Standard-Beantwortung einer Ausschreibung werden nicht zum Erfolg führen. Mit anderen Worten, Komfortzonen-Bewohner werden sich zukünftig neu ausrichten müssen, denn das CRM-System macht ihre Vertriebsleistungen transparent. Erlebt habe ich diesen Einsatz und diese Winner-Mentalität letztlich nur bei einigen Kollegen. Sie stellten die Ausnahme dar und sie waren fast immer unter den Top-10 der jeweiligen Performance-Rankings.

Certified Sales & Key Account Manager Sales & Marketing

Über den Autor: Michael Kieppe hat als CEO von Kaffee Partner eine der größten Vertriebsorganisationen in der DACH-Region geführt, die mit konsequentem Leadmanagement erfolgreich waren. Danach war er als Berater für den Tchibo Coffee Service und als Managing Director von Selecta in DE & AT verantwortlich. Zudem bekleidete er Führungspositionen bei Vamed, Sixt und Bertelsmann und war als Unternehmensberater u.a. für Cap Gemini Ernst & Young tätig. Er ist einer der erfahrensten Experten auf dem Gebiet des Multi-Channel-Managements & CRM-Systemen für den Mittelstand und deren Vertriebsorganisationen